Wer hat sich nicht schon einmal gefragt: Warum geschieht mir immer wieder das Gleiche? Warum ziehe ich immer wieder die gleichen Menschen und Situationen an? Waren wir nicht alle schon einmal verzweifelt und wollten alles hinschmeißen? Dann haben wir uns doch der Situation gestellt und uns gefragt:
Was will mir das Universum damit sagen?
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Was soll ich lernen?
Es kann doch kein Zufall sein, dass ich schon wieder mit diesem Thema konfrontiert werde. Wenn Sie sich das so auch schon einmal gefragt haben, dann haben Sie bereits einen riesigen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Wir alle sind hier auf dieser Erde, um etwas zu lernen und um unser "Karma" abzuarbeiten.
Hierzu ein kleines Märchen:
Es treffen sich drei Engel im Himmel, da sagt der Erste: "Ja, ich mach mich wieder auf, gehe wieder runter auf die Erde, ich muss noch einige Lektionen lernen. Ich nehme mir diesmal das Verzeihen vor."
Der Zweite meint: "Ja, für mich wird es auch Zeit. Ich muss mich diesmal mit der bedingungslosen Liebe auseinandersetzen."
Der dritte Engel lächelt und sagt: "Ja, ich gehe auch wieder auf die Erde", da sind die anderen beiden Engel sehr erstaunt und sagen: "Neee! Was willst denn du noch auf der Erde lernen? Du bist schon so vollkommen, da gibt es nichts mehr, das dir noch fehlen könnte!" Der dritte Engel aber nickt und erwidert: "Oh, doch, ich habe noch eine Aufgabe auf der Erde. Ich werde hinuntergehen, damit DU mir verzeihen kannst."
Wer sagt, dass wir nicht hier sind, um anderen Menschen die Gelegenheit zu bieten, an uns zu lernen?
Gerne möchte ich euch meine eigene Geschichte erzählen. Wie es mir gelungen ist, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und endlich nicht mehr mit diesen Situationen konfrontiert zu werden.
Meine Geschichte
Ich bin, seit ich denken kann, immer mit dem Thema SUCHT konfrontiert worden. Ich habe meinen Vater nie kennengelernt, denn er ist gestorben, als ich drei Monate alt war - nein, er hatte sich zu Tode gesoffen.
Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Ich hatte eine wundervolle Kindheit bei Adoptiveltern, habe aber immer meine leiblichen Geschwister vermisst. Als ich 15 war, gelang es mir, meine sechs Jahre ältere Schwester ausfindig zu machen. Sie hatte es weit schlechter erwischt. Den Tod unserer Eltern hatte sie in ihrem Alter bewusst erlebt, ihn aber - wie es üblich für Kinder ist - nicht verstanden. Auch sie hatte Adoptiveltern, wollte diese aber nicht, obwohl sie alles für sie getan hätten.
Ich hatte selbst nie ein Problem mit Sucht, aber bei meiner Schwester erlebte ich, was Co-Abhängigkeit heißt. Ich liebte meine Schwester. Sie war wunderschön, hatte tolle Kleider - sie war MEINE Schwester. Wenn sie aber getrunken hatte, war es die Hölle ...
Ich fing an, ihr aus dem Weg zu gehen, wenn ich bemerkte, dass sie getrunken hatte.
Mit 16 verliebte ich mich, naiv, erste große Liebe. Mit 18 wurde ich schwanger - und hatte zum ersten Mal in meinem Leben Kontakt zu Drogen. Mein Freund hatte sich schon länger verändert, war mit seinen Kumpels unterwegs, wollte oft alleine sein - aber ich war zu dumm, um zu kapieren, was abging.
Bis ich eine Spritze (damals waren es noch Glasspritzen) fand. Es war, als ob mir jemand den Boden unter den Füssen weggerissen hätte ...
Im September kam mein Sohn auf die Welt. Ich glaubte den Versprechen, wollte sie glauben - war aber auf der Hut ... und an Silvester fand ich ihn mit einer Spritze im Arm. Ich MUSSTE ihn verlassen.
Drei Monate später starb der Vater meines Sohnes an einer Überdosis Heroin. Ich machte mir viele Gedanken. War ich mit Schuld an seinem Tod? Hätte ich bleiben und ihn unterstützen müssen? Hätte er es geschafft, wenn ich ihm seinen Sohn nicht weggenommen hätte? Heute weiß ich, dass ich es nicht hätte verhindern können.
Ein Jahr später traf ich einen Jugendfreund, er wollte mich heiraten, ich wollte ein eigenes "Zuhause" und einen Vater für meinen Sohn ... große Liebe? NEIN - die gibt es ja nur einmal.
Er hatte ein Alkoholproblem - auch das wollte ich nicht sehen. Aber ich kämpfte und blieb 20 Jahre bei ihm ...
Ich selbst habe nie Alkohol getrunken - nicht einen Schluck - ich war noch nie in meinem Leben betrunken.
Die Wege von mir und meiner Schwester kreuzten sich immer wieder - sie war sehr unstet, hatte immer neue Männer, verbrachte einen Großteil ihrer Zeit in Kneipen, führte ein unruhiges Leben ... Sie hatte eine Tochter bekommen, die sie jedoch nach einer Woche bei ihren Adoptiveltern abgegeben hatte, um dann weiterzuziehen.
Aber immer wieder suchte ich sie. Irgendwann fand ich heraus, dass sie ein Pub in der Nähe von Stuttgart betrieb. Ich setzte mich ins Auto und fuhr dahin. Und da war sie wieder, meine Schwester, die ich immer geliebt, die mich aber auch immer wieder enttäuscht hatte, immer wieder betrunken war. In ihrer Wohnung stand die Cognacflasche auf dem Nachttisch. Ich blieb drei Tage bei ihr. Sie kam morgens in den Pub und trank Bier und Cognac zum Frühstück. Enttäuscht fuhr ich wieder heim. Warum hörte sie nicht endlich auf? Warum konnte ich ihr das nicht "befehlen"?
Nach zwei Jahren meldete sie sich und bat mich das erste Mal um Hilfe. Sie wollte einen Entzug beginnen. Ich fuhr mit ihr nach Frankreich ins Elsass - weitab von jeglicher Zivilisation, keine Gasthöfe, nichts. Ich begleitete sie bei ihrem Kaltentzug, putzte ihre Ausscheidungen, begleitete sie, bis sie nach drei Wochen wieder zurück in den Schwarzwald wollte. Drei Wochen später war sie wieder in ihrer Abhängigkeit, schlimmer als zuvor ... Nächtliche Anrufe um zwei Uhr, Terror pur. Alles begann wieder von vorne!
Der Kontakt riss wieder ab - drei Jahre darauf bekam ich einen Anruf vom Krankenhaus - sie hatte Ösophagusvarizen-Blutungen und lag seit 4 Tagen im Koma.
Ich machte mich auf den Weg nach C. Der dort Arzt erklärte mir, dass es wenig Hoffnung gäbe. Ich fuhr in ihre Wohnung, die perfekt aufgeräumt war, auf dem Tisch lagen Papiere, darunter ihre eidesstattliche Versicherung, die zur Vorlage im Krankenhaus nötig war, für den Fall, dass meine Schwester nicht mehr handlungsfähig wäre, ... so wie es nun eingetreten war ... Es sah aus, als hätte sie all das kommen sehen.
Dann stand ich an ihrem Bett - ich war nicht mehr wütend. Ich sprach mit ihr, fragte aber nicht, warum sie dort lag - ich hatte nur den einen Wunsch: Ich wollte, dass sie noch einmal aufwacht und mit mir spricht.
Nach einigen Tagen fuhr ich heim - ihr Zustand war unverändert, Koma, Tamponade in der Speiseröhre, Leberzirrhose, die Blutgerinnung funktionierte nicht mehr. Sie hatte einen Aszitesbauch und sah aus, als wäre sie im 9. Monat schwanger.
Jeden Tag telefonierte ich mit dem Krankenhaus. Die Hoffnung, noch einmal mit ihr sprechen zu können, schwand mit jedem Tag. An einem Montag - es war der 18. Tag ihres Komas - wurde ich überraschenderweise zum Arzt durchgestellt. Er erklärte mir, meine Schwester sitze im Bett und verlange gerade nach dem dritten Kaffee ... Ich war noch nie in meinem Leben so schnell unterwegs.
Als ich auf die Intensivstation kam und an ihr Bett trat, schaute sie mich an und sagte - na endlich bist Du da! Hast mir ein Bier mitgebracht? Ich weiß nicht, was in diesem Moment mit mir passiert ist - aber ich spürte, dass ich nicht wütend wurde. Ich konnte zum ersten Mal in meinem Leben akzeptieren, dass es IHR Leben ist, über das nur sie ganz alleine entscheiden darf und kann.
Sie wurde auf die normale Station verlegt, bekam Besuch von ihren Freunden - und bereits sechs Tage später war sie tot! Ich war so dankbar, dass sie mir geholfen hatte, zu erkennen, dass ich nicht berechtigt bin, anderen Menschen zu sagen, wie sie zu leben haben ... und konnte sie gehen lassen.
Meine Schwester, mein Ex-Mann, der Vater meines Sohnes, das waren nicht die einzigen in meinem Leben, die ich mit dieser Problematik "Sucht" getroffen hatte.
Darüber werde ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten - nur soviel noch: Seit der Beerdigung von meiner Schwester bin ich nie mehr einem Menschen begegnet, der mir viel bedeutet hatte und der mit diesem Thema zu kämpfen gehabt hatte. Der Kreis hatte sich geschlossen und ich habe verstanden, was ich zu lernen hatte.