Am 27. Mai 1772 wurde in Alençon Marie-Anne Adélaïde Lenormand geboren. Sie ist auch bekannt als Madame Lenormand, Marie Anne Lenormand und Mlle Le Normand. Sie gehört zu den wichtigsten Wahrsagern und Wahrsagerinnen in Frankreich.
Durch ihre hohe Trefferquote zählten wichtige Persönlichkeiten wie Joséphine de Beauharnais und Alexander I. Pawlowitsch Romanow zu ihren Klienten. Laut Legenden habe sie auch für Napoleon Bonaparte I. die Karten gelegt, was zu dem weniger bekannten Namen "Napoleons Orakel" führte.
Ohne Zweifel führte Marie Anne Lenormand ein aufregendes Leben mit vielen Höhen und Tiefen. Zum einen wurde sie aufgrund ihrer hellseherischen Fähigkeiten bewundert und andererseits verachtet. Auch die berühmten Lenormandkarten wurden nach ihr benannt. Diese wurden drei Jahre nach ihrem Tod von einem unbekannten Autor veröffentlicht.
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Leben und Prophezeiungen von Madame Lenormand
Marie-Anne wurde als Tochter einer Kaufmannsfamilie geboren. In einer Klosterschule wurde sie ausgebildet. Sie hatte bereits als Kind vielseitige Interessen und beschäftigte sich mit Kunst, Literatur, Sprachen und Musik. Während ihrer Kindheit entdeckte sie zudem ihre hellseherischen Fähigkeiten.
Madame Lenormand prophezeite im Jahr 1781 die Absetzung der Äbtissin. Als diese Prophezeiung eintraf, wurde sie der Klosterschule verwiesen. Mit gerade einmal 18 Jahren ließ sie sich in Paris nieder und eröffnete zusammen mit Madame Gilbert ein Büro für Wahrsagung.
An zusätzlicher Berühmtheit gewann sie durch ihre erste Verhaftung durch das "Comité de salut public". Daraufhin folgte, dass sie bereits im Jahre 1797 in der Rue de Tournon wohnte und dort ihre Tätigkeit als Kartenlegerin fortführte.
Marie-Anne Lenormand wurde zwischen 1803 und 1809 wegen Hochverrats angezeigt und verhaftet. Sie wurde jedoch wieder freigelassen. Die Jahre darauf legte sie ihre Karten für berühmte Persönlichkeiten wie Napoleons Frau Joséphine de Beauharnais, den russischen Kaiser Alexander I. Pawlowitsch Romanow und die beiden Anführer der Französischen Revolution, Maximilien François Marie Isidore de Robespierre und Louis Antoine Léon de Saint-Just. Den letzteren beiden sagte sie einen qualvollen Tod voraus.
Wegen der politischen Veränderungen durch Ludwig XVIII emigrierte Madame Lenormand nach Brüssel. Hier jedoch wurde Madame Lenormand auch in Brüssel aufgrund des Verdachts auf Spionage verhaftet. Durch Druck aus der Öffentlichkeit wurde ihr Urteil in Hexerei geändert. Dennoch wurde Marie-Anne Lenormand aus der Haft entlassen.
Sie zog sich nach der Juli-Revolution im Jahr 1830 gänzlich zurück und beschloss, nur noch Karten im engsten Freundeskreis zu legen. Durch einen Kunstfehler eines Mediziners verstarb die angesehene Wahrsagerin im Alter von 71 Jahren.
Lenormandkarten: eines der meist gefragten Liebesorakel
Marie Anne Lenormand wurde nach ihrem Tod Namensgeberin für zahlreiche Tarot-Kartendecks. Noch heute gilt das "Petit Lenormand" als eines der berühmtesten und gefragtesten Kartendecks. Es besteht insgesamt aus 36 Kartenblättern. Die Illustrationen führen auf das 19. Jahrhundert zurück.
Auch im deutschsprachigen Raum ist das Petit Lenormand besonders beliebt. Zudem ist es eine Kürzung des ursprünglichen Kartendecks "Grand jeu de Mlle Lenormand", das zwei Jahre nach dem Tod von Marie-Anne Lenormand veröffentlicht wurde.
Der Autor des Kartendecks ist unbekannt und orientierte sich vermutlich an den Tarotkarten von Etteilla (1738-1791). Dies gab Raum für die Vermutung, dass Marie-Anne Lenormand selbst die Erstellerin des Kartendecks war.
Die 36 Kartenblätter des Petit Lenormand:
1. Reiter:
Der Reiter kündigt eine gute Nachricht an. Bald wird etwas in Bewegung kommen oder ein Neuanfang beginnt.
2. Klee:
Ein Projekt wird in Kürze gelingen und der Fragesteller kann sorglos sein.
3. Schiff:
Eine Reise beginnt oder eine Veränderung wird bald geschehen.
4. Haus:
Deutet auf die Familie oder Beständigkeit hin.
5. Baum:
Steht für gute Gesundheit und eine lange Lebensdauer.
6. Wolken:
Der Ratsuchende muss sich einen Überblick über seine Situation verschaffen oder durch eine Fassade blicken.
7. Schlange:
Symbolisiert sowohl Intelligenz als auch Verführung und List.
8. Sarg:
Etwas geht zu Ende oder man sollte etwas/jemanden loslassen.
9. Blumenstrauß:
Man soll an der Hoffnung festhalten, da bald bessere Zeiten kommen.
10. Sense:
Eine Gefahr nähert sich oder etwas geschieht schneller als erwartet.
11. Rute:
Auseinandersetzungen, Diskussionen und Streit erwarten den Ratsuchenden.
12. Pirole:
Ein Umzug steht bevor. Steht auch für Nervosität oder Aufregung.
13. Kind:
Etwas/Jemand ist unschuldig oder es beginnt ein Neuanfang.
14. Fuchs:
Deutet auf Lügen und Betrug hin.
15. Bär:
Bezieht sich auf den Vorgesetzten oder eine ältere Person, auch ein Hinweis auf Sturheit.
16. Sterne:
Symbolisieren Spiritualität und Klarheit.
17. Storch:
Eine (positive) Veränderung kommt bald. Der Ratsuchende wird einen neuen Job beginnen, umziehen oder jemanden kennenlernen.
Bei den oben aufgelisteten Bedeutungen handelt es sich nur um die grundlegenden Aussagen der Karten. Die Bedeutung kann je nach Kombination und Position variieren und sollte von einem Kartenleger oder einer Kartenlegerin mit viel Erfahrung gedeutet werden.
Während sich wilde Legenden um andere Kartendecks ranken, ist die Geschichte der Lenormand-Karten doch weitestgehend gut nachzuvollziehen. So war die Namensgeberin Marie Anne Adélaide Lenormand, welche am 27. Mai 1772 in Alencon, Frankreich, geboren wurde. Über Madame Lenormand ist nicht viel bekannt, die meisten Geschichten oder Gerüchte widersprechen sich. Doch die Mythen um die sagenumwobenen L ...Artikel lesen
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